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Künstler: Smashing pumpkins

Album: Zeitgeist

Erscheinungsjahr: 2007

Anspieltipp: Tarantula

Autor: Markus

Als Smashing Pumpkins Mastermind Billy Corgan im Frühjahr 2000 nach dem zwiespältig aufgenommenen Wiedereinstieg von Drummer Jimmy Chamberlin sowie dem Abgang seiner langjährigen Mitstreiter(innen) D’Arcy Wretzky (Bass) und James Iha (Gitarre) die Auflösung einer der erfolgreichsten Rockbands der Neunziger Jahre bekannt machte, gab es nicht wenige Schreiberlinge – den Verasser dieser Zeilen mit eingeschlossen – die die ehemals heiß geliebten Kürbisse als bloßes musikalisches Ziehkind ebendieses Jahrzehnts anprangerten und den US-Amerikanern jedwede irgendwie geartete Daseinsberechtigung im neuen Jahrtausend absprachen. Diese sicherlich gewagte These schien sich in den Folgejahren zunächst zu bestätigen. Corgan bastelte unter dem Banner „Zwan“ mit „Mary star of the sea“ einen qualitativ höchst durchschnittlichen, nur mit wenigen kompositorischen Höhepunkten angereicherten Longplayer und unterstrich bei zahlreichen Livedarbietungen (unvergessen in diesem Zusammenhang der gänzlich lustlose Auftritt beim Rock am Ring Festival anno 2003) seine während dieser Zeit geradezu unterirdische Form. Auch das Soloalbum des ständig nörgelnden Glatzkopfes namentlich „The future embrace“ festigten diesen Eindruck eher statt selbigen auszuräumen, wartete Corgan seinerzeit doch beinahe über die gesamte Spieldauer des Silberlings mit todlangweiligen Kompositionen auf, die selbst eingefleischten Fans des Exzentrikers nur ein müdes Gähnen abverlangten. Dennoch oder gerade aus den soeben aufgezeigten Gründen nahm die ehemalige Fangemeinde der Melancholierocker vor zwei Jahren wohlwollend zur Kenntnis, dass Billy Corgan eine ganzseitige Zeitungsanzeige schaltete, in der er das Comeback seiner Band, seiner Musik, letztendlich seines Traums einforderte, auch wenn sich selbiger in der Folgezeit viel zu lange über die (Neu-)Besetzung der Band ausschwieg. Zu einer Reunion im ursprünglichen Line Up kam es bis heute nicht, lediglich Drummer Jimmy Chamberlin konnte erneut verpflichtet werden. Demzufolge stellt sich heuer selbstredend die Frage, ob es den neu formierten Smashing Pumpkins auch ohne D’Arcy Wretzky und James Iha gelungen ist, qualitativ an ihre Meisterwerke aus den Neunziger Jahren anzuknüpfen oder ob die Talfahrt des Billy Corgan endgültig nicht mehr aufzuhalten ist.

Schon die ersten Takte des eröffnenden Stückes „Doomsday clock“ lassen keine Zweifel daran, dass es sich bei dem nunmehr sechsten Studiooutput der Smashing Pumpkins in erster Linie um ein geradliniges Rockalbum handelt. Statt wie in der jüngeren Vergangenheit in Selbstmitleid zu zergehen, hat Corgan ein Output kreiert, auf dem vorwiegend harte Gitarren und wuchtige Drums dominieren. „Zeitgeist“ will offensichtlich laut gehört werden, selbst wenn sich besonders zum Ende des Silberlings auch die ein oder andere gefühlvolle Ballade in das bunte Sammelsurium aus beinahe durchweg Pumpkins typischen Songs geschlichen hat. Dennoch ist diese Veröffentlichung meilenweit davon entfernt, als blutarmer „Mellon collie and the infinite sadness“ oder „Siamese dream“ Klon über die Ziellinie zu laufen. Songs wie das flotte und mit einem außergewöhnlichen Songaufbau ausgestattete „7 Shades of black“, die famose Halbballade „Bleeding the orchid“, sowie das während der ersten Hördurchläufe etwas widerspenstige „(Come on) let’s go“ dürfen ohne wenn und aber mit dem Prädikat kompositorische Oberklasse versehen werden und zeigen die Smashing Pumpkins von einer frischen, beinahe unbekümmerten Seite. Die erste Singleauskopplung „Tarantula“ legt die wieder gewonnene Spielfreude der einst längst abgeschriebenen Kapelle jedoch auf eindrucksvollste Weise dar. Das mit einer äußerst aggressiven Schlagseite ausgestattete Stück glänzt durch eine exzellente Melodieführung und einige wahrhaft hinreißend dargebotene Gesangslinien, sowie durchweg interessantes, gar unkonventionelles Gitarrenspiel. Mit Track Nummer sieben namentlich „United states“  tritt sogar eine echte Überraschung zutage. Die zehnminütige Mammutnummer zeigt Corgan und seine Mitstreiter ungewohnt experimentell und facettenreich, offeriert an das Genre Stonerrock angelehnte Gitarren sowie ein wie in Trance eingespieltes Drumming und bleibt über die gesamte Spieldauer spannend. Freunde der „melancholischen“ Pumpkins kommen hingegen bei „Neverlost“ oder dem darauf folgenden „Bring the light“ auf ihre Kosten. Etwas langweilig sind lediglich die beiden abschließenden Stücke „For god and country“ und „Pomp and circumstances“ geraten, in denen die Pumpkins keine neuen Akzente mehr setzen können und sich etwas zu sehr auf die Sangeskünste ihres Frontmannes verlassen.

Trotz diesen beiden leichten Ausrutschern am Ende der Platte ist „Zeitgeist“ mit Sicherheit eines der besten Comeback Alben der letzten Jahre geworden und verdient die aufrichtige Anerkennung der alternativen Hörerschicht. Wer braucht schon D’Arcy Wretzky und James Iha, wenn Corgan auch ohne die beiden abtrünnigen Musiker, solch hinreißende Songs aus seiner Feder zu zaubern imstande ist.

 

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